In Kuwait sind die Ölförderkapazitäten stark gesunken. Eine Trendwende ist angekündigt. Ferner soll die Produktion von nicht-assoziiertem Gas vorangetrieben werden.
Von Robert Espey | Dubai

Kuwait will seine Ölförderkapazitäten erheblich steigern, hat aber in der Vergangenheit seine Zielmarken nie erreicht. Im Jahr 2017 wurde eine angestrebte Kapazität von 4,0 Millionen Barrel pro Tag (bpd) für 2020 genannt. Dieses Niveau sollte bis 2030 gehalten werden. Als Ziel für 2040 wurden 4,75 Millionen bpd genannt.

Ölförderkapazitäten deutlich gesunken, aber Trendwende angekündigt

Die tatsächliche Entwicklung sieht aber ganz anders aus. Die Förderkapazität sank insbesondere im großen, seit über 70 Jahren ausgebeuteten Burgan-Ölfeld. Kuwaits gesamte Ölförderkapazitäten betrugen im Finanzjahr 2017/2018 (April bis März) noch durchschnittlich 3,2 Millionen bpd und sind bis 2020/2021 auf 2,6 Millionen bpd geschrumpft, so die Kuwait Oil Company (KOC). Dabei sind die Kapazitäten der Ölfelder in der mit Saudi-Arabien geteilten Neutralen Zone nicht berücksichtigt.

Die aktuelle Planung strebt bis 2025 eine Kapazität von 3,2 Millionen bpd an, für 2040 werden 3,7 Millionen bpd anvisiert. Hinzu kommt Kuwaits 50-prozentiger Anteil an den Ölvorkommen in der Neutralen Zone.

Aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten wurde die Produktion in der Neutralen Zone Mitte 2015 gestoppt und erst Anfang 2020 wieder aufgenommen. Vor der Unterbrechung der Produktion betrug die Förderkapazität in der Neutralen Zone etwa 0,5 Millionen bpd, gegenwärtig werden dort weniger als 0,2 Millionen bpd gefördert. Im Juli 2022 fanden Gespräche zwischen Kuwait und Saudi-Arabien statt, um mittelfristig wieder das alte Niveau zu erreichen.

Angesichts der gesunkenen Ölförderkapazitäten gibt es unter Beobachtern Zweifel, ob Kuwait die in der Opec+ Gruppe vereinbarten, steigenden Förderquoten erfüllen kann. Nach kuwaitischen Angaben sank die Förderung einschließlich der Neutralen Zone im Mai 2022 auf 2,64 Millionen bpd (April: 2,66 Millionen bpd) und lag damit unter den erlaubten 2,69 Millionen bpd. Im Juni galt für Kuwait eine Quote von 2,72 Millionen bpd, im Juli sind es 2,77 Millionen bpd.

Die Kuwait Petroleum Corporation (KPC) erklärte im Juni 2022, Kuwait sei in der Lage, die steigenden Quoten der Organization of the Petroleum Exporting Countries (Opec) zu erfüllen. Dies würde bedeuten, dass die Kapazitäten zwischenzeitlich wieder erhöht werden konnten.

Förderung von nicht-assoziiertem Gas soll kräftig steigen

Kuwait deckt seinen Gasbedarf durch eigene Produktion und LNG-Einfuhren (Liquefied Natural Gas). Das bei der Ölförderung anfallende assoziierte Gas zeigt keinen Wachstumstrend. Nach Angaben der KOC betrug die Produktion von assoziiertem Gas 2017/2018 durchschnittlich 44,2 Millionen Kubikmeter/Tag. Nur noch 33,6 Millionen Kubikmeter/Tag waren es 2020/2021. Hauptgrund für diesen Rückgang ist die geringere Ölförderung.

Erst 2008 hat Kuwait mit der Förderung von nicht-assoziiertem Gas begonnen, das vor allem die großen Jurassic-Lagerstätten im Norden Kuwaits liefern. Die Jurassic-Produktion sollte bis 2016 auf 28,3 Millionen Kubikmeter/Tag steigen. Dieses Ziel ist allerdings weit verfehlt worden.

Angaben der KOC zufolge hat sich Kuwaits gesamte Förderung von nicht-assoziiertem Gas von 2012/2013 bis 2020/2021 von 3,2 Millionen auf 15,3 Millionen Kubikmeter/Tag erhöht. Die langfristige Planung sieht bis 2040 eine Ausweitung auf 56,6 Millionen Kubikmeter/Tag vor.

Derzeit arbeiten in den Jurassic-Feldern drei Gasverarbeitungsanlagen (Jurassic Production Facilities/JPF) mit einer Kapazität von insgesamt 12,7 Millionen Kubikmeter/Tag. Im November 2021 sind JPF 4 und JPF 5 als BOT-Projekte (Build, Own, Operate) vergeben worden. Der Ausstoß der Anlagen soll bei jeweils 4,3 Millionen Kubikmeter/Tag Gas und 50.000 bpd Kondensate (Leichtöl) liegen. Das JPF 4 Projekt ging an die lokale Spetco, JPF 5 an das chinesische Unternehmen Jereh.

Erneuter Anlauf zur Erschließung des Dorra-Gasfeldes

Ein anderes wichtiges Gasprojekt ist die Entwicklung der vor 60 Jahren entdeckten Offshore-Dorra Vorkommen in der Neutralen Zone. Es wird angenommen, dass Kuwait dadurch mittelfristig über 14 Millionen Kubikmeter/Tag Gas und 42.000 bpd Kondensate zufließen könnten. Die gleichen Mengen würde Saudi-Arabien erhalten. Diskussionen über das Dorra-Projekt gibt es seit über 20 Jahren. Im März 2022 unterzeichneten der saudi-arabische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman und sein kuwaitischer Counterpart Mohammed al-Fares eine Absichtserklärung über die gemeinsame Erschließung des Dorra-Felds.

Die Rolle der Betreibergesellschaft soll die Al Khafji Joint Operations Company übernehmen, ein Joint Venture aus der Kuwait Gulf Oil Company und der Aramco Gulf Operations Company. Ein Zeitplan für die nächsten Schritte ist aber nicht bekannt. Es wurde angekündigt, ein Beratungsunternehmen mit der Erstellung einer Studie zu beauftragen. Das Dorra-Feld ist Teil des Arash-Felds, eines größeren Offshore-Vorkommens, das teilweise von Iran beansprucht wird.

LNG-Terminal in Betrieb genommen

Da die lokale Gasförderung den eigenen Bedarf nicht decken kann, importiert Kuwait seit 2009 LNG. Zunächst erfolgten die Einfuhren über den Mina Al-Ahmadi GasPort. Es handelte sich um ein Floating Import Terminal, der Tanker als Regasifizierungsanlagen nutzt. Der Terminal besaß eine Kapazität von 17 Millionen Kubikmeter/Tag und wurde saisonal eingesetzt (April bis September/Oktober), um den Spitzenbedarf der Kraftwerke zu decken.

Ein südkoreanisches Konsortium (Hyundai Engineering/Hyundai E&C/Korea Gas Corporation) erhielt 2016 den Auftrag zum Bau eines permanenten LNG Import- und Regasifizierungsterminals in Az Zour. Der 2,9 Milliarden US-Dollar teure Terminal startete im Juli 2021 und arbeitet seit Februar 2022 im Vollbetrieb.

Die Anlage kann jährlich bis zu 22 Millionen Tonnen LNG verarbeiten. Dies entspricht einem Regasifizierungsvolumen von 83 Millionen Kubikmeter/Tag. Im Mai 2022 wurden 0,8 Millionen Tonnen LNG importiert, Hauptlieferant ist Katar.

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