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Ein Artikel vom VDI – Nachrichten

Die Hersteller von Bergbaumaschinen aus Deutschland profitieren vom steigenden Bedarf an Rohstoffen. Mit zunehmender Digitalisierung können sich die Unternehmen im Weltmarkt behaupten. Die smarten Technologien sollen dabei auch zusätzlich helfen, die Umweltfolgen des Bergbaus abzufedern, macht der Fachverband VDMA Mining deutlich.

Die Produzenten von Bergbaumaschinen und Bergbautechnik in Deutschland sind nach Verbandsangaben mit dem für dieses Jahr wohl zu erwartenden Geschäftsergebnis von 3,04 Mrd. € Umsatz zufrieden. Denn Ende letzten Jahres rechneten die knapp 150 Unternehmen, die im VDMA-Fachverband Mining organisiert sind, noch mit „einer sehr verhaltenen Entwicklung“, so die Organisation.

Diese Annahme hat sich aber nur zum Teil bestätigt. Auf der Habenseite steht der Auftragseingang, der in den ersten drei Quartalen 2021 um 75 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt habe. Doch liegt der geschätzte Umsatz immer noch gut 10 % unter den 3,38 Mrd. €, die die Branche 2020 erlöste und deutlich unter dem Vorkrisenniveau von 4,98 Mrd. € (2019). Doch spricht auch das allgemeine Umfeld für eine Erholung, verdeutlichte der Gesamtverband VDMA. Das Vorkrisenniveau der Maschinenexporte von 2019 sei dank guter Nachfrage der Auslandskunden zum Greifen nah, erklärte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers der dpa am Donnerstag letzter Woche. „Lediglich die weit verbreiteten Material- und Logistikengpässe können uns hier noch einen Strich durch die Rechnung machen.“

Bergbaubranche setzt auf Energiewende und Klimaschutz

Die Branche sieht daher zuversichtlich in die Zukunft – nicht nur wegen der anziehenden Auftragseingänge, wie Michael Schulte Strathaus, Vorsitzender des VDMA Mining, Ende letzter Woche auf einer Pressekonferenz deutlich machte: „Ohne Bergbautechnik geht in der Industrie jetzt und zukünftig nichts“, ist er sicher. „Wenn wir unseren heutigen Lebensstandard halten wollen, brauchen wir die entsprechenden Rohstoffe.“

Dabei, so Schulte Strathaus, drehe sich alles darum, die europäischen Klimaziele zu erreichen. Das könne nur mit zunehmend digitalisierten Produkten und Arbeitsprozessen gelingen, denn die Entwicklungsmöglichkeiten in der Mechanik sind begrenzt. „Nur smart mining wird zu green mining führen“, betonte er. „Wir sehen unsere Chancen darin, weltweit die beste Technik anzubieten, die zur ressourcenschonenden, effizienten, ‚grünen‘ Gewinnung und Aufbereitung von Rohstoffen beiträgt.“

So erfordere auch die Erzeugung und verbreitete Nutzung von Wasserstoff neue Techniken, für die auch neue Materialien benötigt würden, teilte der Fachverband auf Nachfrage mit. Insofern könnte die Branche auch von diesem Trend profitieren. „In der Praxis“, sieht der Verband aber „eher einen sehr geringen Einfluss der Wasserstofftechnik auf die Produktion von Bergbaumaschinen.“

„Smart“ und „green“ hängen beim Bergbau zusammen

„Wir sehen grundsätzlich einen Zusammenhang zwischen „smart“ und „green““, erklärte Klaus Stöckman, stellvertretender Geschäftsführer VDMA Mining im Gespräch mit VDI nachrichten. Je raffinierter die Methoden und die Technik seien, umso geringer falle die Beeinflussung oder Beeinträchtigung der von der Rohstoffgewinnung betroffenen Umgebung – Mensch, Tier, Natur – aus. „Wenn automatisierter Einsatz von Gewinnungsmaschinen unter Tage dazu führt, dass sich kein Mensch mehr im Gefahrenbereich befindet, ist das ein Fortschritt, der auf smarter Technik beruht.“

Ein Beispiel biete die Bandfördertechnik. Die Ausrüstung mit moderner Kommunikationstechnik ermöglicht Stöckmann zufolge einen Austausch zwischen Antriebstechnik, Tragrollen oder Abstreifer, was zu einem geringeren Energieeinsatz, weniger Staub und geringerem Verschleiß führe. Die Standzeit verlängere sich einfach und das zahlt damit auf die Nachhaltigkeit ein.

Bergbau in Europa mit Perspektive

Schulte Strathaus betonte, dass der nicht-energetische Bergbau in Europa „sehr gut“ laufe: „Das Potenzial, das sich dort bietet, wird allgemein unterschätzt.“ Zwar sei das strategische Minengeschäft ins Nicht-EU-Ausland verlagert worden, aber mit der sich abzeichnenden Rohstoffverknappung sowie -verteuerung wachse nun auch hier in Europa der Druck, neue Minen zu erschließen. „In Schweden wurde kürzlich – nach über zehn Jahren – wieder die erste Goldmine in Betrieb genommen – allerdings erst nach erheblichen Schwierigkeiten.“

Zu den größten Exportmärkten der deutschen Hersteller gehören dem VDMA zufolge neben der EU-27 und Großbritannien die USA, China und Russland. „In Großbritannien wird derzeit an vielen Infrastrukturprojekten gearbeitet – Tunnel für Hochgeschwindigkeitszüge mit Lüftungsschächten zum Beispiel“, erklärt Stöckmann. Bei diesen Projekten fände Bergbautechnik aus Deutschland Anwendung, bei der Streckenauffahrung, beim Bau von Schächten, beim Ausbau der Strecken/ Tunnel. Die häufigsten Exportgüter in alle Märkte seien – in wechselnder Reihenfolge – Zerkleinerungs- und Mahltechnik, Tiefbohrtechnik, Maschinen für den Abbau und Streckenvortrieb sowie Tunnelbohrmaschinen.

Energiewende verändert den Bergbau

Die Energiewende mit ihren Auswirkungen – zum Beispiel in Richtung Elektromobilität – erfordere „neue und andere Arten und vor allem sehr viel höhere Mengen an Rohstoffen, von denen wir in Deutschland nur sehr wenige haben“, so Schulte Strathaus. „Sie finden noch Braunkohleabbau in der Lausitz, in Sachsen und im Rheinland, bundesweit Steinbrüche für Baurohstoffe sowie beispielsweise Lithiumlagerstätten in Sachsen. Bei der Gewinnung von Kali und Salz steht Deutschland weltweit immerhin auf Rang 4“, charakterisierte er die deutsche Kundschaft.

Märkte ist China, von dort kommt aber auch im internationalen Umfeld harte Konkurrenz. China importiert nach Angaben des VDMA Mining ausschließlich Technik, die vor Ort noch nicht in gewünschter Qualität verfügbar ist und verursacht somit rückläufige Exportzahlen für die Bergbaumaschinenunternehmen mit Produktionsstandort in Deutschland. „Um die gewünschte Autarkie zu erreichen, verfügen die Behörden über eine große Palette an Regularien und Verfahren, die ihnen Zugang zu dem gewünschten Know-how bietet.“

Bergbaumaschinen: Deutsche Anbieter stemmen sich mit Digitalisierung gegen chinesische Konkurrenz

„China habe in den letzten zehn Jahren große Fortschritte bei der Qualität von Bergbaumaschinen „Made in China“ gemacht“, konstatiert der Fachverband. „Aktuell arbeitet die Branche daran, die Digitalisierung voranzubringen und den Automatisierungsgrad der Maschinen zu erhöhen. In den beiden letztgenannten Disziplinen liegt deutsche Technik noch vorne“, so Klaus Stöckmann gegenüber VDI nachrichten.

„Seit zwei, drei Jahren unternehmen die deutschen Hersteller große Anstrengungen, ihre Maschinen zu digitalisieren, für automatischen und autonomen Betrieb vorzubereiten und die dazu notwendigen technischen Voraussetzungen zu schaffen“, erklärt Stöckmann. An dieser Technik bestehe zum Beispiel in Australien oder Lateinamerika starkes Interesse. „Chinesische Wettbewerber treten da selten auf.“ Ganz anders sei das in Afrika, wo deutsche Hersteller in fast allen Bereichen auf starken chinesischen Wettbewerb stießen. „Vor allem die Finanzierungsangebote aus China sind konkurrenzlos bzw. für deutsche Anbieter nicht darstellbar. Man könnte auch sagen, dass der Wettbewerb weniger auf technischem Gebiet, sondern eher im finanziellen Bereich stattfindet.“

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